Was nicht passt, wir passend gemacht! Radbiometrie bei Jens Machacek

Das letzte Wochenende war vollgestopft mit lauter tollen und spannenden Begegnungen. Und vielen Kilometern – nur leider nicht mit dem Fahrrad. Knapp 600 Kilometer Autobahn, die aber zwei tolle Termine miteinander verbunden haben! Irre was man mit dem Hobby mittlerweile so alles mitmachen und erleben darf!
Es macht jedenfalls irre Spaß!

Erst mal bin ich sehr froh, dass ich Jens Machacek in Bad Soden zur Radbiometrie besuchen durfte. Als ich gesehen habe, wer schon alles auf seiner Rolle Platz genommen hat, habe ich ja nicht schlecht gestaunt! Ich habe mich im gleichen Bad umgezogen wie Irina Kalentieva, Markus Kaufmann, Alban Lakta, und und und … schaut mal hier! Irre. Also ich finde das irre! :-)

In diesem Blog geht es mal etwas technischer zu. Meine Fehlstellungen interessieren wahrscheinlich auch nicht wirklich jemanden, aber vielleicht findet sich der ein oder andere ja wieder. Die meisten Ursachen für Fehlhaltungen, würde ich mal vorsichtig als Volkskrankheiten bezeichnen und fast jeder hat ja irgendwo ein Wehwehchen. Ich werde euch meine also nicht vorenthalten! :D

Ich hatte die Radbiometrie ja in der Vorwoche schon angekündigt und war auch total gespannt auf alles, was da auf mich wartete. Jens checkt nicht nur das Rad und die Sitzposition, sondern schaut auch orthopädisch und physiotherapeutisch von Kopf bis Fuß (das unterscheidet ihn übrigens auch von so manch anderem Anbieter), um auch die kleinste Fehlhaltung zu korrigieren. Da hatte ich ja schon das schlimmste befürchtet: „Jule du bist so schief, da hilft nur noch ein Liegerad“, aber so schlimm war es dann am Ende doch nicht:

Um alles Mögliche anzustellen, braucht man lediglich sein Bike und Radklamotten. Dann passiert nach kurzem Kennenlernen und Ausfüllen eines „Beschwerdebogens“ (ich meine damit die körperlichen Leiden) mit den persönlichen Angaben das hier:

Die Ausgangssituation: Kribbeln in Händen und Füßen, verkrampfen der Füße bei höheren Belastungen, Sitzbeschwerden, das Gefühl die Kraft nicht aufs Pedal bringen zu können und ein rechter Oberschenkel der deutlich eher „platzt“, als sein linker Kollege. Nackenschmerzen und Probleme im Bereich des unteren Rückens. Schmerzfreies Teamwork beider Beine wäre fantastisch!

Die Radbiometrie: Bei der Fahrradbiometrie wird zuerst die körpereigene Biomechanik überprüft. Dabei sind dann schon mal ein starker Senk-Spreizfuß und ein Beckenschiefstand von 0,4 Zentimetern aufgefallen. Mein Knie rotiert im Stand beiderseits leicht nach außen. Die Fehlstellungen übertragen sich natürlich auch auf das Rad und wurden dann in der Videoanalyse und bei der Druckmessung im Schuh super sichtbar. So konnte sogar ich sehen was „schief“ läuft.

Die Auswertung: Knierotation nach außen, Hüfte kippt nach links, Sitzposition nach links versetzt. Und meine Füße machen beim Pedalieren ziemlich viele Sachen, die sie eigentlich nicht machen sollten! Anstatt mit dem Vorfuß zu pedalieren, kippe ich zum einen in die Ferse und zum anderen viel zu weit in die Fußspitze. Optimal wäre eine waagerechte Fußhaltung um kraftsparend zu Treten und dennoch mehr Druck auf das Pedal zu bringen. Es kommt dadurch zu Kraftverlust, Verschleiß im Knie und Beanspruchung von Muskulatur, die man ja eigentlich gar nicht benötigt. Klingt einfach einleuchtend. Die Druckmessung im Schuh hat dann noch gezeigt, dass sich die Maximalkräfte auf beiden Seiten unterschiedlich verteilen, wodurch ein unrunder Tritt entsteht – logisch. Auch kribbelnde Füße oder Taubheitsgefühle können dadurch entstehen. Leute ihr seid ja alle so höflich, dass ihr mir nicht mal sagt, dass ich total bescheuert auf dem Rad sitze!! Danke :D


Veränderungen: Mit diesen ganzen Erkenntnissen hat Jens dann erst mal meine Pedalplatten, ein Universum weiter nach vorne geschraubt. Der Sattel war deutlich zu weit hinten, aber hatte zumindest die richtige Sitzhöhe. Der Lenker sollte breiter sein, der Vorbau und die Achsen der Pedale kürzer. Ayeaye!

Daneben muss ich dann noch etwas und vor allem an mir schrauben. Die teilweise verkürzte und schlecht gedehnte Muskulatur im Oberschenkel, Gesäß und Rücken, verschieben meinen Körpermittelpunkt nach vorne. Dadurch kippe ich auch beim Sitzen auf dem Rad nach vorne und habe zu viel Last auf den Händen und im Scharmbereich. Ich sitze nicht mehr auf den Gesäßknochen und das tut dann nun mal irgendwann weh.

Wäre alles gut gestreckt, gedehnt und geschmeidig, würde auch die Rückenmuskulatur entlastet und nicht schmerzen. Also: Auch wenn es nervt und man es gern mal vergisst: Dehnen, dehnen, dehnen!! Und wer meint er dehnt genug, sollte noch mal drüber nachdenken. Es ist nicht so, dass ich da in der Vergangenheit faul war, aber wohl auch nicht fleißig genug!

Ich hatte selbst schon so viel an meiner Position rumgedoktert, dass ich schon das Gefühl dafür verloren hatte, was sich gut und richtig anfühlt. Und was mir über Jahre mit eigenem Körpergefühl nicht gelungen ist, hat Jens wahrscheinlich in 2 Stunden gesehen. Mögliche Ursachen für die Beschwerden waren schnell klar – Profi eben :-)
Neben dem eingestellten Rad, habe ich ein paar Dehnübungen an die Hand bekommen und mache jetzt täglich meine Hausaufgaben. Leider habe ich es aufgrund der Wetterverhältnisse noch nicht geschafft, auch die veränderte Sitzposition zu fahren, aber ich fürchte, ich muss mich erst mal daran gewöhnen.

Im Frühjahr sehen wir uns dann wieder um zu sehen, was sich verändert hat und ob ich ein Sternchen in mein Hausaufgabenheft bekomme. Außerdem stellen wir meine katastrophalen Füße auf die Winsole und werden auch eine Radbiometrie auf dem neuen TE01 29 machen. Mitte Januar ist es so weit!

Fazit: Klar ist jetzt jedenfalls, dass eine Fehlstellung eine ganze Kette von Beschwerden auslösen kann, die irgendwie aufeinander aufbauen. Das Gute ist, dass man sehr gut daran arbeiten kann wenn man erst einmal die Ursache gefunden hat.
Das was mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist, war der Satz: „Man kann ein Rad nicht in eine Fehlstellung einstellen um optimal zu sitzen“. So einfach und logisch ist die Erklärung für mein ständiges Rumgeschraube an der Sitzposition, was mich an manchen Tagen verdammt viele Nerven gekostet hat. Also: Erst mal bei sich selber schauen, bevor man die Fehler woanders sucht ;-)!

Artikel 1: Was nicht passt, wird passend gemacht!

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

  1. Sehr, sehr interessanter Bericht, Jule! MERCI!! Ich bin überzeugt, dass man dieses Thema sicherlich im Rad-Alltag zu sehr vernachlässigt, dabei wissen wir doch alle, wie es sich anfühlt, wenn man den Sattel, den Vorbau oder sonst was am Rad lediglich im Millimeterbereich verändert: als führe man auf einem fremden Rad. Der Körper hat soviele Achsen, aufgeteilt in unteren, mittleren und oberen Körper, Proportionen usw. Ein 1,90 Mann und ein 1,90 Mann können durchaus ein verschieden langes “Geläuf” haben und schon ergeben sich ganz individuelle Anforderungen an Material und Position. Die Dehnerei: ich mache seit 3 Monaten Reha-Sport (der Lack is ab: Bandscheiben und’s Alter!!!) und da wird auch gedehnt was das Zeug hält….zumindst lindert es, das ist Fakt. Haken an der Sache: man muss es immer machen. Dehnübungen sollten 15-20min intensiv täglich gemacht werden, das muss man in den Alltag integrieren wie das Atmen und Zähneputzen! (Ich weiss, das ist leichter gesagt als getan…) Der Radbiometrie-Flüsterer hat ja auch Geschenkgutscheine auf seiner HP…..wer mir also mal ne Freude machen will…nur zu ….! :-)

  2. Pingback: Was nicht passt wird passend gemacht – sogar beim Twentyniner :) | jule radelt

  3. hast du ganz toll geschrieben und meine meinung seit diesem jahr dazu kennst du ja.ich habe es auch gemacht und war noch nie so glücklich auf dem bike und weiß jetzt erst, dass ich jahre lang falsch gesessen habe.
    leider ist das wirklich nur schwer anderen zu vermitteln da der großteil wirklich der meinung ist. “ich fahre schon so lange, das kann doch gar nicht falsch sein”. was hatte ich schon für diskussionen, glaubst du gar nicht. muss halt jeder für sich selbst wissen aber du hast es richtig gemacht.

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