Der Kruppwald, die Radfahrer und das Radfahrverbot

IMG_1128_sAlso, diese Woche steht ganz klar unter dem Motto „Rettet den Wald“.
Um genau zu sein, „Rettet den Wald vorm Radfahrverbot“. Nachdem ich mir am Montag schon etwas Luft gemacht habe, folgt nun der aktuelle Stand der Dinge.

Seit dem vergangenen Wochenende ist das Erholungsgebiet Kruppwald in Essen mit Radfahrverbotsschildern geschmückt, was logischerweise für einen Haufen Unverständnis und bei mir persönlich zu einer mittelschweren Erholungserschütterung geführt hat. Die Gründe für das Totalverbot schlummern bis dato noch immer hinter den Türen des Eigentümers. So bleibt also erstmal nur Raum oder situationsbedingt Wald, für Spekulationen. Um Mutmaßungen über die Gründe, Anschuldigungen, Vorwürfe oder sonst was dergleichen möchte ich aber gerne einen großen Bogen machen, weil es nur zu bösen Missverständnissen führt und diese nun mal selten zielführend sind.

Es geht hier darum, einen konstruktiven Dialog herzustellen, um für die Zukunft lösungsorientiert zusammenzuarbeiten. Ganz gleich wer hier im Recht ist, ob das Radverbot sein darf oder nicht, die Schilder richtig sind oder falsch und warum sie überhaupt da sind: Es gibt scheinbar einen Konflikt den man nur gemeinsam lösen kann, genauso, wie man gemeinsam den Wald nutzen möchte. Gemeinsam und friedlich, mit der nötigen Portion Respekt, Feingefühl und `ner Ladung Verständnis für andere Waldnutzer und die Waldbewohner. Darum hoffe ich auch sehr, dass ThyssenKrupp zum einen die Gründe nennt und zum anderen diese Meinung wenigstens im Nachgang teilt, damit wir überhaupt eine gemeinsame Basis schaffen können um Kompromisse zu schließen und Lösungen zu finden, um die Interessen aller zu berücksichtigen .

Ich möchte mich auch für die rege Anteilnahme (ob von dem Verbot betroffen oder nicht) an dem Sachverhalt bedanken. Das zeigt doch, dass die meisten von euch ein soziales Rechtsbewusstsein haben. Puh! :-D
Bei einigen scheint es aber doch auch etwas sehr stark ausgeprägt zu sein, wenn ich in die Kommentare der Beiträge in den sozialen Medien schaue. Die Kommentare reichen von „ich ignoriere die Schilder“ bis hin zu „ich nehme die Schilder mit“. Beleidigung und Verallgemeinerung der Spezies Mountainbiker kamen glücklicherweise nur von einem Befürworter des Verbots. Sicherlich waren die Kommentare überspitzt und lustig gemeint – Radfahrer sind ja auch grundsätzlich anständige Leute :o). Damit das auch nicht vergessen wird, möchte ich noch mal darum bitten eure Schraubendreher, Sägen und sonstige Schilderwaffen unberührt zu lassen und ihr euren Unmut lieber auf einer kleinen Rad-Runde loswerdet. Die Holzhammermethode hat ja selten geholfen. Wenn die Schilder nicht rechtmäßig sind, werden sie auch wieder entfernt. Et luppt alles. Geduld ist eine Tugend ;-)

So! Nun zu den Fakten. Seit Anfang der Woche sind eine Menge Menschen aus Vereinen, Initiativen und Behörden unterwegs, um dem Schilderwahnsinn im Freizeitforst auf die Schliche zu kommen, die Rechtslage zu klären und vor allem: Eine Lösung zu finden. Nachdem ja, wie oben schon erwähnt, nun öffentlich ist (Bericht der WAZ ThyssenKrupp sperrt Wald für Radfahrer vom 2.3.17), dass der Wald im Privatbesitz der ThyssenKrupp ist, sind ein paar Informationen zusammengekommen, die zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen, wenngleich die Gründe weiterhin im selbigen verweilen.

Zunächst mal ein paar Vorurteile in den Schredder:
Nur weil der Wald im Privatbesitz ist, darf der Eigentümer nicht machen was er will.
Die Stadt Essen hat das Verbot weder verhängt noch unterstützt. Stadtverwaltung und ADFC wussten von nichts, bestätigt auch der Artikel der WAZ. Das Gleiche gilt für das Regionalforstamt und scheinbar auch für das Straßenverkehrsamt. Der Missmut gegenüber des Titels der „Grüne Hauptstadt Europas“ hat in dem Zusammenhang auch nichts zu suchen. Hier geht es auch erstmal nicht darum, dass die Mountainbiker an allem Schuld haben, sich immer daneben benehmen und kreuz und quer durch die Walachei ballern. Das hat bisher zumindest keiner gesagt, auch wenn das Schild vermuten lässt, dass die Mountainbiker was ausgefressen haben könnten. Im Übrigen sind Mountainbiker auch Radfahrer und um DIE geht es hier. E-Bike, Holland-Vehikel, Trekkingrad, Fitnessvelo, Klappikiste … ALLE.

Im §2 (Betreten des Waldes)des Landesforstgesetzes wird das Betreten des Waldes und das Radfahren auf Straßen und Wegen im Wald geregelt. In §4 (Sperren von Waldflächen) sind die Voraussetzungen zur Sperrung von Waldflächen aufgeführt. Eine berechtigte Sperrung aus wichtigen Gründen ist dem jeweiligen Grundstückseigentümer erstmal möglich, allerdings sind ihm dabei sehr enge Grenzen gesetzt, um den Interessen der „Allgemeinheit“ Rechnung tragen zu können. Genehmigungen dafür erteilt das Regionalforstamt auf Antrag. Der lag nicht vor. Darüber hinaus kann man wohl auch davon ausgehen, dass wir hier von einem berechtigten Interesse der „Allgemeinheit“ sprechen. Nämlich dem, auf den vorhandenen Wegen im Kruppwald im Rahmen der gesetzlichen Regelungen Radfahren zu dürfen. Hochoffizielle Verkehrszeichen, die ausschließlich durch Anordnung der Straßenverkehrsbehörde ihren Weg in die Öffentlichkeit finden, können natürlich auch nicht „einfach so“ aufgestellt werden. Ich gehe mal davon aus, dass es die Anordnung nicht gegeben haben kann, wenn es auch keine Genehmigung für eine Sperrung gab.

Die Sache rollt, die Räder stehen – zumindest erstmal. Was jetzt jeder einzelne mit den Informationen macht, kann ich natürlich nicht wirklich beeinflussen. Ich möchte aber daran erinnern, dass es noch mehr Wälder und kritische Ecken gibt. Es wäre schön, wenn wir Vorurteile beseitigen können und die Radfahrer mit Stollenbereifung nicht immer wieder zum Dorn im Auge werden – bei wem auch immer.
Es wäre darum mehr als knorke, den gewünschten friedlichen Austausch nicht zu gefährden – wodurch auch immer.

Ich bin sehr zuversichtlich und gehe erstmal vom Besten aus. Mir gefällt der romantische Gedanke von konstruktiven Gesprächen, mit der Umsetzung von zielführenden Lösungen, die zu einem friedlichen Miteinander im Wald führen. Mit einem Verbot ist keinem geholfen und da wiederhole ich mich gern:
Der Wald ist für alle da. Dafür mache ich mich gerne stark – mit und ohne Rad – mit und ohne Stollen!

Danke für eure Mithilfe!!!
Jule

Aktuelle Infos gibt es fortlaufend auch im Netz auf der Facebookseite Mountainbike-Ruhrgebiet.de
Vielen Dank an Melanie, Gerd und allen anderen Beteiligten der Vereine und Behörden für das Engagement und den Einsatz!

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Schuldfrage Mountainbike – sparsamer Artikel der WAZ | jule radelt

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