Shark Attack Festival Saalhausen mit richtiger Attack, nur der Shark hat gefehlt ;-)

59 Kilometer, 1600 Höhenmeter, 2. AK, 2. Gesamt, Landesverbandsmeisterin NRW und ne Schultereckgelenkssprengung gratis! Die nüchternen Fakten vom Renntag am Samstag! :D

Vielen, vielen Dank erstmal für die ganzen Genesungswünsche! Das tut so gut, dass ich wohl schon morgen wieder trainieren kann!! Ne, leider nicht, aber es tut wirklich gut. Bei so vielen Nachrichten habe ich schon fast ein schlechtes gewissen, dass es “nur” son Tossydingen ist :D

Ich beeile mich auf alle Fälle mit dem Gesund werden und mache Genesungsintervalle im Spitzenbereich! :D Wie, wie das aussieht? Ja mit Kuchen aufe Couch! :D

Wenn das Tossyteil verheilt ist, habe ich einen „iPhone-Tennis-Daumen“. Berichte schreiben ist ja superkomfortabel damit! :D Hier also meine Zeilen zum letzten Wochenende.

Saalhausen ist schon ein besonderes Rennen für mich. Ich wollte dort immer starten und war dann immer krank – is klar ne, was auch sonst. 2009 und 2010 war ich dann aber zumindest zum Betreuen vonne Kumpels mit und fand die Stimmung dort schon immer toll. Alle sprachen andauernd von einer anspruchsvollen Strecke, technisch wie konditionell – das reizte mich komischerweise. Eine Seite an mir, die ich damals erst mal sehr befremdlich fand und ich kennenlernen musste, als ich mit dem Radfahren begonnen habe. Mittlerweile ist aber sogar der Alltag in unsere Beziehung eingezogen und der Ehrgeiz und Kampfgeist gegenüber solchen Aua-Strecken braucht manchmal schon eine Extraeinladung.

2011 konnte ich dann endlich selbst mal auf die Piste. Damals waren es 2200 Höhenmeter auf 65 Kilometern und ich hatte eigentlich nur Angst :D. Zu Recht. Die Strecke war der Knaller und ich kam auf dem Zahnfleisch ins Ziel, weil ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man nur so falsch machen kann (Essen, Renneinteilung, Rennvorbereitung …) – bin dann aber trotzdem mit so einem geilen Vorsprung angekommen, dass ich es fast gar nicht glauben konnte, dass ich auf die große, tolle Bühne durfte, auf der ein Tag später die Profis stehen sollten, die in der Bundesliga um die Pokale kämpften! WOW! Das erste Mal auf’s oberste Treppchen! Das vergisst man natürlich nicht, auch wenn es “nur” der 2. Platz in der Gesamtwertung war. Da waren es auch immerhin nur 5 Minuten hinter Maren Flender und nicht 15 wie in diesem Jahr :D.

2012 war ich dann wieder krank, aber es war auch sau beschissenes Wetter, dass ich gar nicht bös drum war. Am vergangenen Samstag war es dann umso schöner! Perfekte Bedingungen! Seit Tagen kein Regen! Alles trocken und Sonne! Schon fast utopisch! Beim Start schon angenehme Temperaturen! Der Start war allerdings unverändert um 9 Uhr, was zur Folge hatte, dass der Wecker um 4:45h ging und ich um kurz vor sechs im Auto saß. Zombieexpress.
Je näher man dem Ziel kommt, desto höher wird der Puls. Dieser scheint auch irgendwie mit den Augen verbunden zu sein. Mit steigendem Puls, öffnen die sich zunehmend. Gut, dass man 1,5 Stunden fährt! So konnte ich ziemlich wach und mit tellergroßen Glotzlöchern in Saalhausen Lennestadt aussteigen.

Ich war aufgeregt. Alle anderen auch. Das hat mich beruhigt.

Nach 3 mal Pipi machen ging’s auch schon in den Starblock. Dort erfuhren wir noch, dass die Landesverbandsmeisterschaften auf der Mittelstrecke ausgefahren werden und nicht auf der Langstrecke wie es ausgeschrieben war. Was hat das wohl für Auswirkungen? Dann meinte mein Tacho mir noch mitteilen zu müssen, dass er leer ist. Prima! Oder meinte der mich?!?! Tztztztz. :D

Kurz vor dem Start ist mir klar geworden, dass die Strecke ja gar nicht so schlimm sein konnte wie 2011. 6 Kilometer und 400 Höhenmeter weniger. Ich feierte ein innerliches Fest, welches dann aber vom Start beendet wurde.

Was folgte war das übliche Prozedere.
Phase 1: Erstmal alle vorbei lassen! Im ersten Anstieg ging wie immer nichts und auch die nächsten knappen 10 Kilometer wollte sich nichts tun. Also erst mal alle vor lassen und schauen wer überhaupt alles so mitmacht. Ist ja zumindest recht gesellig dieses Unterfangen. Ich kann nur meist leider nicht zurückgrüßen oder ein Pläuschchen halten – was mir leid tut! Entschuldigung!
Das geht erst in Phase 2 des Rennens: Langsam warmlaufen und aufholen. Hier gehen zumindest schon mal Handzeichen, die signalisieren, dass ich reaktionsfähig bin – später geht sogar fröhliches Winken.
Phase 3: Ich bin im Rennen und kann mich unterhalten UND trampeln. :D Hier fängt es dann auch endlich an Spaß zu machen. In Saalhausen kam das nach ca. 15 Kilometern. Ich arbeitete mich zurück an die Spitze und fuhr dann mit Naima (Team Velo Sport Göttingen) um den Sieg hin und her. Zwischendurch hat sie mich in Phase 1 zurückgeschickt :D

Ich fühlte mich prima, habe mich zum ersten Mal ordentlich verpflegt in einem Rennen und regelmäßig gegessen und getrunken – und siehe da: Das hilft! Die steilen Rampen waren dufte zu fahren und die leichteren Ekelanstiege gingen sogar auf dem dicken Kettenblatt. Einer spekulierte auf eine kaputte Schaltung, ein anderer auf die Vorbereitung für eine XX1 :D – Es lief einfach gut.

So ein spannendes und knappes Rennen bin ich auch noch nie gefahren. Und ich muss sagen, dass es mir mehr Spaß macht MIT der Konkurrenz zu fahren als GEGEN. Ich glaube ich wäre Naima nicht los geworden. Sie mich aber auch nicht :D. Wir wären ein prima Team! :D

Unsere Trennung hat dann ja ein anderer Teilnehmer übernommen, auf den wir ca. 8 Kilometer vor dem Ziel gestoßen sind … also er auf uns, … also er auf mich.
Als es in die Trails ging, konnte ich mich vor Naima positionieren und vor uns tauchte ein Fahrer auf …

Als der Trail breiter wurde, fackelte ich nicht lange und informierte den Mitstreiter, dass er uns bitte links überholen lässt. Er fuhr eh rechts und es wäre gar nicht nötig gewesen, aber „sicher ist sicher“, dachte ich. Denkste! Als ich dann auf seiner Höhe war rauschte er nach links und schickte mich kurz ins Gemüse, bevor ich über den Lenker abgestiegen bin. Das Rad!!! das Rad!!!!! Das Rad blieb heile – das ist ja immer die erste und größte Sorge, aber beim Aufprall habe ich schon gemerkt, dass in der Schulter was auseinander geflogen ist. Igitt.

Die Erklärung für seinen Schlenker war übrigens: “Entschuldigung, da waren Wurzeln im Weg, da konnte ich keinen Platz machen.” Ein Satz, der mich dezent zum kochen brachte. Im Wald??? Beim Mountainbikemarathon??? Wurzeln???? NÄ!!!! Da hatte ich wohl was verpasst!!

Ich bin ganz und gar nicht der hellste Stern am Technikhimmel und habe für jeden Verständnis, der auf Nummer sicher fahren will und mache da auch gar keinen Stress! Jeder soll sein Ding machen. Und zwar sicher und ohne sich (sofern gewollt) und die anderen zu gefährden. Irgendwann kann man immer, auch problemlos überholen.
Jeder fängt mal an, hat vielleicht einen Sturz gehab und ist ängstlich etc.
Natürlich hat er Typ mich nicht mit Absicht übern Haufen gefahren, aber dass man Wurzeln ausweicht (die auch noch so schön trocken und flowig sind) und dabei seine Spur verlässt ohne mal kurz nach hinten zu schauen geht auch nicht. Und schon gar nicht wenn sich schnellere Verfolger (rechtzeitig) ankündigen.

Nun gut. So was passiert halt und ich bin auch gar nicht mehr böse. Aber im ersten Moment, …. $^%]^|{*$|~*{¥¥|££{AAARRRRRRR]]=$!,!{+{*£*#^]^]^\%%>\!!!!!

In der Schulter war also irgendwas ab. Ich spekulierte aufs gebrochene Schlüsselbein (das kannte ich ja schon – und das Gefühl war widerlich gleich). Ich überlegte was jetzt wohl schlau (darin bin ich gut :D) ist und da es mir ja eigentlich ganz gut ging, habe ich Naima erst mal zum weiterfahren gezwungen, die ja auch angehalten war um zu helfen. Dankeschön :-) Ich war dann froh, dass die Medizinstudentin nicht noch ein Praxiskurzsemester einlegen musste. Naima und der Antiwurzelfahrer machten sich also wieder auf die Piste.

Und ich? Hmmm. Ich war irgendwo im nirgendwo. Aber das Gute war: Es gab einen ausgeschilderten Weg! :D Auf der ersten Welle von Adrenalin, surfte ich also auf dem Bike zum Ziel. Ging auch fast nur noch runter … mit einem Arm nur nicht mehr so flott und etwas wackelig in den wurzeligen Abschnitten. Die letzten Kilometer heftete ich mich an das Hinterrad von Joachim Lettow (RC Tornado Rees), der mich in einem Uphill aufgabelte, an dem ich schieben musste. Wir unterhielten uns schon einige Kilometer zuvor auf der Piste und ich war so dankbar für die Fortsetzung bis ins Ziel! Danke Joachim!

Die letzten 8 Kilometer werde ich jedenfalls niemals mehr vergessen! :D

Der Doc vor Ort diagnostizierte dann einen Schlüsselbeinbruch – im Krankenhaus war es dann eine Schultereckgelenkssprengung. Ich weiß heute nicht, ob mir der Schlüsseleinbruch nicht vielleicht lieber gewesen wäre. Der Doc empfahl fürs erste eine Cola-Therapie um den Kreislauf stabil zu halten. Im 30-Minutentakt liefen dann 0,3 Liter Cola in meinen Magen. Hat auch super funktioniert – wir waren noch ca. 3,5 Stunden da! Bei der Menge an Cola, brechen dann die Knochen beim nächsten Sturz wenigstens ordentlich :D

Es ist echt halb so wild. Ich freue mich wie bolle, dass das Rennen so super lief und echt genial war. Auch der Nachmittag im Zielbereich war super mit der ganzen Radel-Clique und in Mitten der ganzen Profis, die sich für den Eliminator-Sprint im Rahmen der Bundesliga vorbereitet haben. Die Veranstaltung ist rundum gelungen. Freudlich, unkompliziert, perfekt organisiert! Nur Verletzungen sind doof – aber passiert nun mal (Jule! Für die Saison sind wir durch! Gute Besserung für den gebrochenen Finger!)

Ein dickes Dankeschön noch mal an die Unterstützung vor Ort. Jule, Naima, Thomas, Ellen, Patrick. Ohne euch wär ich wahrscheinlich umgefallen, mein Rad wär geklaut worden, ich wär ein psychisches Wrack und säße wahrscheinlich noch immer dort. Ich hoffe ich muss mich nie revanchieren aber ich mach’s – jederzeit!! Auch bei Dir, Micha ;-) :P :*

Ich freu mich schon auf Nordenau – bis dahin bin ich raus aus der Zwangsjacke! Weiß der Arzt zwar noch nicht, sage ich ihm aber am Freitag :D
Also bleibt gesund und Mädels!!! Erscheint zahlreich!!!!

Ergebnisse auf Time and Voice
1. DIESNER, Naima Madlen (TEAM VELO SPORT GÖTTINGEN)
2. SCHWARZ, Jule (BMC Development Team)
3. LIESKE, Miriam (GIOS Test Team) fehlt leider auf dem Foto

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

  1. Ist zwar unter den Gegebenheiten nicht unbedingt toll das jetzt zu schreiben aber seit sehr langer zeit einer der tollsten Blogberichte den ich gelesen habe. Trotz allem was passiert ist, dieser Witz in deinen Sätzen, ich hätte noch eine ganze weile weiter lesen können. :-)

  2. Pingback: Kegelbahnjule radelt | jule radelt

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