Schönwetter – Donnerwetter – Ruhrbikefestivalwetter :)

Nach 2 Jahren Marathon-Abstinenz durch Genehmigungshickkack, sollte in diesem Jahr wieder der legendäre Ruhrbikemarathon in Wetter sein Comeback feiern! Mit leicht geänderter Strecke, versprach der Veranstalter (RSC Tretlager Wetter), ein harte und technische Strecke, die mich vor allem durch die Höhenmeter in eine leichte Schockstarre versetzte. 54 Kilometer – 2000 Höhenmeter! Beim Lesen der Daten bildet sich das erste Laktat in der Beinmuskulatur!
Donner-WETTER! Da muss ich dabei sein!! :D

Schon vor Wochen hatte ich mich angemeldet. Der zugleich erste Lauf zur Nutrixxion Marathon Trophy sollte in diesem Jahr mein erstes Rennen auf der Mitteldistanz werden und auch die ersten Punkte für die Wertung bringen, falls ich es mal schaffe, die Trophy durchzufahren.

Der Plan ging für den Wetter-Marathon dann auch schon mal nicht auf. Die ersten Rennen liefen gar nicht gut und gerade Berge gingen eher katastrophal. Schon Willingen war eher ein Albtraum im Schneckentempo! Hätte ich geahnt, dass Berge so schlecht gehen, hätte ich mir nachts noch nen Tunnel gegraben :D

Wetter – Dat gibt nix! Zudem hatte ich am Renntag auch noch Geburtstag und wollte gern im Anschluss an den Marathon noch etwas vom Tag erleben. Wie soll das möglich sein, nach 2000 Höhenmetern?! Über meinem Kopp ne Denkblase. Der Sprecher dröhnt durch die Boxen am Ziel: “Und da kriecht auch Jule Schwarz über die Ziellinie – endlich könn wa Feierabend machen Jungs!” :D

Näää! Also flux ummelden, auf die entspannte 34 Kilometer Runde mit “nur” 1300 Höhenmetern. Quasi ne Kurzstrecke mit Mitteldistanzhöhenmetern. Ein guter Kompromiss!

Besonders human ist auch immer die Startzeit in Wetter! 13h! Damit kann man arbeiten und sogar am Morgen noch Muffins backen. Während bei anderen Rennen der Biorhythmus gerade in Schwung kommt, wenn man ins Ziel fährt und dann gern frühstücken möchte (Willingen Startaufstellung 6:45h!), schreit der Magen hier beim Start bereits nach Mittagessen! :D

Das Renngeschehen findet oben auf dem Harkortberg statt – Ein Bergfest! Beim Hinauffahren verreckt einem auch gern mal die Karre. Wer früh kommt, kann oben parken!

Das Wetter sah die ganze Zeit nach Gewitter aus, aber es sollte wohl bei der ordentlichen Entladung der Nacht zuvor bleiben. Dies ließ auch schon die Streckenverhältnisse vermuten – aber wir kennen ja nichts anderes. Dafür dann aber viele bekannte Gesichter. Das Renngeschäft scheint ein lebendiges Facebook mit Bestsellercharakter zu sein! Ich find’s absolut sensationell, wie alles so miteinander verkumpelt ist und gar nicht mehr so einen anonymen Charakter hat. Irgendwie entspannt!

Im Startblock war es dann schon nicht mehr ganz so entspannt. Aber entspannter als sonst. Ich hatte keinen Druck und ein angenehmes “Geburtstagsfeeling” und war gar nicht so aufgeregt wie sonst. Vielleicht auch, weil ich mir überhaupt keinen Kopp über den Ausgang des Rennens gemacht habe oder mich mit irgendwelchen Zielen verrückt gemacht habe – Die gibbet nimmer! Außerdem stand Micha mit im Startblock. Der “MTB-Marathon ist nix für mich-Rennradausdauerfahrer” hat in Wetter den Grundstein für seine MTB-Marathonkarriere gelegt (er streitet das noch ab). Eigentlich sollte die Teilnahme nur eine Geburtstagsausnahme sein, aber jetzt ist er auch schon in Nehmeim für die Langstrecke gemeldet :D <3
Jaja: “besser MTB als gar kein Rennen” – ich weiß :P
Toll, dass du da warst!

Der Sprecher begrüßte uns mit den Worten „Ein Hinweis an die Fahrer: Wir hatten heute Nacht Probleme auf der Strecke. Es fehlen Flatterbänder und Beschilderung, aber die Strecke ist erkennbar. Versucht einfach den Reifenspuren zu folgen“. o_O Panik! Ich suchte meinen Lenker verzweifelt nach einem Navigationsgerät ab –aber da war nix :D … Ich war nie bei den Pfadfindern und demnach waren meine Kenntnisse im Spurensuchen schlecht und meine Orientierung ist ohnehin miserabel! Aber wenn ich mich gleich zu Beginn zurückfallen lassen würde, dann sollten die Furchen in dem aufgeweichten Boden schon tief genug sein um den Weg zu erkennen – Ein guter Plan! :D

Die Strecke führte zunächst über einige Kilometer Asphalt – aber natürlich auch gleich hinauf. Hier hatte ich dann schon mal genug Gelegenheit mich nach hinten zu arbeiten um dann, als es ins Gelände ging, im ersten Trail-Stau zu stehen. Prima ne Pause :-)
An einigen Stellen war es einfach so nass-pampig oder scheiße-steil, dass die Höhenmeter im Entenmarsch absolviert werden mussten. Wie Phillip in seinem Artikel so schön geschrieben hat: Fehler 404 – Grip not found. :D
Da, wo man dann aber wieder fahren konnte, wurde immer noch geschoben?! Das ständige Auf- und Absteigen vom Rad, eingebettet in das Sägezahnhöhenprofil und die Lauferei, waren echt kräftezehrend. Auf den Asphaltabschnitten zwischen den Trails, versuchte ich dann wieder ein paar Meter gut zu machen und in Fahrt zu kommen. Hier trafen Micha und ich uns auch immer wieder auf ein Pläuschchen oder kurzes Fotoshooting – allerdings eher einseitiger Natur. Außerhalb des Waldes war der Langstreckenprofi herrlich unterfordert. Nicht nur zu meiner Freude, sondern auch zum Entsetzen sämtlicher Mitstreiter während der Belastungen im Spitzenbereich: „Ey Alter, machst du da grade etwa Fotos?!?“ :D

Die Trails zwischen den Asphaltabschnitten waren trotz der Pampe irgendwie flowig, inklusive dickes Grinsen im Gesicht. Mit dem 29er macht’s richtig Bock über die unebenen Abfahrten zu bügeln. Manche Abschnitte bewegten mich zum Jubeln – andere dann aber wiederum zum Knurren :D
So lief das Rennen vor sich hin hinauf. Fünf Kilometer vorm Schluss musste ich es mir dann aber noch mal spannend machen. „Da vorne steigen alle ab?! – ach ich fahr’ mal“ – wenige Sekunden später wusste ich auch, wieso sich alle freiwillig vom Rad trennten – Ich wollte ja lieber gezwungen werden. Vielleicht doch etwas zu rutschig das kleine Steilstück :D Die Zuschauer am Rand standen mit Sicherheit auch nicht umsonst genau an dieser Stelle. Sie sollten ja dann auch von mir bespaßt werden :D

Leider habe ich beim Purzelbaum meine Kette über den Kurbelarm verloren und noch so etwas, wie einen Ketten-Knoten ans Schaltwerk gezaubert. Aber die Zuschauer hatten erbarmen und zwei Herren halfen mir beim Entwirren: „Du bis ja nen Mädchen – dir könn wa helfen“. Danke Mama!!! :D

Nachdem ich meine Flossen bei mir behalten habe, konnten die Männer Feuer machen und hatten das Bike auch schnell wieder flott. Fast zu Fuß, beim Aufsteigen, noch mal lang gemacht und für den zweiten Lacher gesorgt – dann ging’s endlich weiter. Ist ja auch wichtig, dass sich die Zuschauer wohl und unterhalten fühlen – Dann unterstützen die unseren Sport auch weiterhin :D

Es folgte die Hegestraße mit 25 Prozent Steigung, die ich zunächst „einbeinig“ hinauffahren musste. Ich kam nicht in mein matschverdrecktes und neues Pedal. Da ist noch Optimierungsbedarf! Handschuhe hatte ich auch keine mehr an. Die hatte ich nach dem Sturz abgelegt um fummeln zu können :D.

Im Einstieg schloss dann Yasmin zu mir auf und wir fuhren gemeinsam die Rampe hinauf. Die Info, dass wir das auf Platz 2 und 3 taten, freute uns natürlich und motivierte mich, für die letzten paar Kilometer, noch mal rein zu latschen.
So entspannt wie es auf dem Foto aussieht war das Unterfangen übrigens nicht! Und warum ich da lache, weiß ich auch nicht! :D Yasmin konnte sogar noch flüssig reden, Micha machte munter Fotos und ich war kurz vorm Ersticken :D

Der richtig fiese Teil sollte aber erst noch kommen. Es ging steil und steiler weiter. Der Tacho sagte mitten in einem Anstieg im Wald, dass ich längst im Ziel bin, aber es war weit und breit kein Ziel zu sehen?! Dafür ging es noch mal hinunter zur Ruhr und zum Fuße des Harkortberges. Ich erinnerte mich an die motorisierte Auffahrt mit dem Auto und wünschte mir augenblicklich selbiges! Es folgten noch mal 230 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern Waldweg. Weder zu Beginn, noch zum Ende eines Rennens ein angenehmes Unternehmen. Endlich oben angekommen, freute ich mich zunächst ausgiebig darüber, nicht noch auf die 20 Kilometer Schleife der langen Strecke abbiegen zu müssen.

So kam ich dann als 2. Frau im Gesamtfeld und als 1. meiner Altersklasse ins Ziel und war noch gerade so eben in der Lage Geschenke auszupacken, Muffins zu verteilen und Bier zu trinken :D Voll gut!! Eine tolle Geburtstagsparty! Vielen Dank noch mal an alle die an mich gedacht haben!!!

Als Fazit kann man sagen, dass der Marathon wirklich knackig ist. Die 34 angekündigten Kilometer die am Ende 37 Kilometer waren, täuschten auf den ersten Blick – die hatten es wirklich in sich. Durch das Profil und die Streckenbeschaffenheit, empfand ich die Strecke mehr als fordernd. Entgegen anderer Meinungen, die ich im Netz gelesen und im Anschluss gehört habe, fand ich den Asphaltanteil schon recht hoch, was aber auch eigentlich gut war. Der regelmäßige Wechsel zwischen Wald und Straße machte es möglich, nach den schmalen Trails, entspannt und ohne Risiko zu überholen oder überholt zu werden. Hier haben sich übrigens alle super verhalten. Ich habe keine rücksichtslosen Überholmanöver oder sonstige Gefährdungen gesehen und auf Bitte und Ankündigung reagierten alle umgehend bzw. sobald es möglich war. Manche Trails waren allerdings schon sehr voll. Trailverstopfung deluxe.

Streckenposten und Zuschauer waren bester Laune und die super Organisation funktionierte völlig reibungslos. Nur ein paar Anwohner haben rumgeWETTERt – harhar :D. Zum ersten Mal gab es sogar Protestschilder (Foto: Ralf Wienecke) am Streckenrand und ein paar der „Wetteranen“ (noch mal „harhar“), sabotierten ja leider auch die Streckenbeschilderung. Einige Teilnehmer der langen Runde verloren leider ein paar Minuten durch umgehängte oder fehlende Markierungen. Sowas geht garnicht!!! Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Biker und der Veranstalter, sich nicht beeindrucken lassen und auch im kommenden Jahr den Weg nach Wetter finden werden :-)

Vielen Dank für die tolle Veranstaltung mit super Orga!

Und vielen Dank für die Fotos an Micha, Jule, Nutrixxion, Ralf, Michaela und Philipp :-)

Alle Ergebnisse hier bei Time and Voice
Fotos von Jan Bleil (NRW-Cup Sonntag)

Kommentare (5) Schreibe einen Kommentar

  1. Hi Jule. klasse Bericht, kann dem absolut zustimmen, nur war ich so blöd und bin bei Streckenteilung weitergfahren,hab gedacht, so schlimm kann es nicht mehr werden. Es wurde noch schlimmer. Die Strecke hat einem alle Körner aus den Beinen gezogen. Aber nächstes Jahr wieder. :-).

  2. Hi Jule,

    danke für den tollen und launigen Bericht. Und noch herzlichen Glückwunsch nachträglich: Zum Geburtstag und zur Platzierung.

    Dirk

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